Langer Rock und langer Stock
Langer Rock und langer Stock – das passt doch nicht zusammen, denkt sich wohl ein ‘richtiger’ Sportsmann. Eishockey spielen ist doch nur was für harte Kerle! Die gesellschaftliche Unterscheidung zwischen ‘hartem’, ‘männlichen’ und ‘weichem’, ‘weiblichen’ Sport hält sich zum Teil bis heute - die Frauen auf dem Bild (wahrscheinlich um 1900) durften aber trotzdem mitspielen. Warum?
In seinen schweizerischen Anfängen galt Eishockey weniger als Wettkampfspiel, sondern mehr als Gesellschaftsspiel der gehobenen (und ausländischen) Schichten in den noblen Wintertourismusorten wie St. Moritz oder Gstaad. Es ging also vor allem darum, gut auszusehen: Elegante Bewegungen und schöne Passkombinationen waren entscheidend, harte Checks, wie wir sie heute vom Eishockey kennen, gab es wenig bis gar keine. Ein aus damaliger (männlicher) Sicht idealer Zeitvertreib für Frauen also!
Die vornehmen Herren brauchten für das gepflegte Eishockeyspiel deshalb weder Schoner noch Helm, dafür wurde trendige Wintersportmode getragen und sorgfältig gestylte Frisuren präsentiert (siehe Bild 2 von 1908). Durch die zunehmende Verbreitung des Eishockeys ausserhalb der noblen Wintersportzentren und mit der Einführung von Meisterschaften wandelte sich der Sport zum körperbetonten Wettkampfspiel, wie wir es heute kennen. Dieses institutionalisierte Eishockey sah bis in die 1980er-Jahre keine Frauenteams vor - es war ja jetzt ‚richtiger‘ Sport.