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2025

Tennis als Flirtsport

Wie das?

Wenn die "Tennis-Asse" wie Belinda Bencic oder Roger Federer spielen, hoffen wir alle auf spektakuläre Schläge und spannende Duelle. In den Anfängen des Tennis in der Schweiz Ende des 19. Jahrhunderts galt das Spiel in weiten Kreisen jedoch überhaupt nicht als kompetitiver Sport, sondern als Unterhaltungsspiel der gehobenen Schichten, in dem die Bälle bloss locker hin und her gespielt wurden. Es gehörte zum guten Ton, dass ein junges Mädchen oder ein junger Mann von gehobenem Stand Tennis spielen konnte. Zudem bot das lockere Spiel für die jungen Leute die damals seltene Gelegenheit, mit dem anderen Geschlecht zwanglos in Kontakt zu treten. ‘Richtige’ Sportler bezeichneten Tennis deshalb als ‘Sport des Flirts ohne jeglichen männlichen Charakter’ oder als ‘modernes Verlobungsinstitut’. Weiter mokierten sie sich über das sinnlose Hin- und Herschlagen von Bällen, den ‘eines gesunden Körpers unwürdigen weichlichen Betrieb des Spiels’, weshalb Tennisplätze auch als ‘Affenkäfige’ bezeichnet wurden.

Erst nach der Jahrhundertwende wurde Tennis allmählich als Sport gesehen, vor allem aufgrund der vielen ausländischen Profispieler, welche an Turnieren in Schweizer Kurorten eindrücklich ihr Können demonstrierten.

Tennis als Flirtsport i wohl Mitte der 1920er-Jahre, aus: Bildarchiv Sammlung Sportmuseum Schweiz